16.10.2019

„Éva Fahidi spricht“ am 16. November 2019 im Museum Butzbach

Als Éva Fahidi im März 1945 von amerikanischen Truppen auf einem Todesmarsch befreit wird, kehrt sie nach Ungarn zurück und arbeitet im Außenhandel. Heute lebt sie in Budapest. Sie gehört dem Häftlingsbeirat Buchenwald an, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau- Dora und dem Internationalen Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos.

2012 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. 2012 wurde sie Ehrenbürgerin von Stadtallendorf. Heute engagiert sich Éva u.a. in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Buchenwald dafür, dass das Schicksal der jüdischen Frauen nicht in Vergessenheit gerät. Angesichts aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen in Ungarn setzt sie sich gegen die Umdeutung der Vernichtung der ungarischen Juden und für die Verurteilung aller noch lebenden Täter aus den nationalsozialistischen Konzentrations-und Vernichtungslagern ein. Für ihren neuen Film „Die Euphorie des Seins“ erhielt Eva den „Grand Prix der Kritik von Locarno und den „Award of Human Rights“ einer internationalen Jury in Sarajewo. Das Buch „Mut zum Leben – Die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz“ von Christa Spannbauer und Thomas Gonschor ist 2014 im Europa-Verlag, Berlin erschienen. Als Überlebene von Auschwitz waren Esther Bejarano, Yehuda Bacon, Éva Fahidi und Greta Klingsberg einem der schwersten Angriffe auf die Menschlichkeit in der Geschichte der Zivilisation ausgesetzt. Wie gelang es ihnen, diesen Angriff zu überstehen? Was gab ihnen die Kraft zum Weiterleben? Das Buch porträtiert Menschen von beeindruckendem Lebensmut und unzerstörter Hoffnung, die bezeugen, dass es neben dem Leiden des Holocaust noch etwas anderes gibt: den Triumph der Menschlichkeit über die Unmenschlichkeit, der sich in einer großen Liebeserklärung an das Leben kundtut.

Samstag, 16. November 2019, 16.00 Uhr. 
Museum der Stadt Butzbach
Die Veranstaltung ist kostenfrei und kann ohne Voranmeldung besucht werden.

Die „Seele der Dinge“ von Éva Fahidi wurde 2011 im Auftrag des Internationalen Auschwitz Komitees, Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin herausgegeben. Erst nach einer langen Zeit des Schweigens – nach 59 Jahren, als sie noch einmal »dorthin« zurückgekehrt war – schrieb Éva Pusztai-Fahidi dieses Buch. Ihre Memoiren sind Familiengeschichte und Portrait einer Epoche, sie schildern detailfreudig das Leben in Ungarn auf dem Lande zwischen den beiden Weltkriegen und beschreiben in liebevollen und schmerzhaften Erinnerungen die ersten achtzehn Lebensjahre der Autorin: eine berührende Hommage an ihre untergegangene jüdische Großfamilie, von der ihr nach der Rückkehr ins Elternhaus nichts als die schreckliche Wahrheit blieb: »Mir wurde bewusst: ich war vollkommen allein, hatte niemanden mehr auf der Welt.«

ÉVA FAHIDI wird am 22. Oktober 1925 in Debrecen in Ungarn als Tochter des Holzhändlers Desiderius Fahidi und seiner Frau Irma Fahidi geboren. 1936 konvertiert die jüdische Familie zum Katholizismus. Eva und ihre Schwester besuchen eine Klosterschule. Ende der dreißiger Jahre werden in Ungarn immer strengere antisemitische Gesetze eingeführt, die die jüdische Bevölkerung systematisch aus der Gesellschaft ausschließen. Als im Frühjahr 1944 die deutsche Wehrmacht Ungarn besetzt, wird die Familie ins Ghetto gezwungen. Ende Juni wird die jüdische Bevölkerung der Stadt in eine Ziegelfabrik zusammengetrieben und in mehreren Transporten nach Auschwitz verschleppt. Im letzten Transport am 27. Juni 1944 wird auch Eva mit ihrer Familie nach Auschwitz verschleppt. Sofort nach der Ankunft wird Eva von Mutter und Schwester getrennt. Die werden in der Gaskammer ermordet. Der Vater stirbt wenig später an den Verhältnissen im Lager. Éva wird mit zusammen mit 999 ungarischen Jüdinnen Mitte August 1944 zur Zwangsarbeit in ein Aussenlager des KZ Buchenwald transportiert. In Münchmühle bei Allendorf muss sie bei den „gelben Frauen“ in der Granatenproduktion Sklavenarbeit verrichten.