02.03.2021

Videokonferenz mit Butzbachs Freunden im tschechischen Teplá

Vergleicht man die nüchternen Corona-Zahlen des Robert-Koch-Institutes von Tschechien und Deutschland, so wird ganz schnell klar, wie sehr Tschechien von der Pandemie heimgesucht wird. Bei circa 10.5 Millionen Einwohner und über 1, 1 Millionen Infizierten in Tschechien, im Gegensatz zu Deutschland mit über 83 Millionen Einwohnern und 2,3 Millionen Infizierten seit Beginn der Pandemie, werden die großen Unterschiede schon auf dem Papier deutlich.

Wie das Leben ganz konkret im tschechischen Teplá aussieht, spiegelte die Videokonferenz, die kürzlich mit den Freunden aus Teplá stattfand. Teilnehmer der Konferenz waren Bürgermeister Michael Merle, die Wiesentaler Ortsvorsteherin Sabine Rotermund, Christine Borchers-Fanslau für den Städtepartnerschaftsverein und auf tschechischer Seite, Bürgermeister Karel Herman, der stellvertretende Bürgermeister Martin Klepal sowie der Sekretär Vita Cervenka und die Übersetzerin Karla Kunesova. In der circa 3.000 Einwohner zählenden Stadt Teplá sind 80 Personen derzeit infiziert, drei benachbarte Landkreise sind geschlossen. Reisen ist nur in Ausnahmefällen mit entsprechenden Genehmigungen möglich. Im nahegelegenen Krankenhaus in Eger sind sämtliche Betten belegt, andere Krankenhäuser haben zwar noch Betten, aber kein Personal mehr. In den Schulen für die Kinder aus Teplá sind von ca. 50 Lehrern 20 erkrankt und auch vor der Stadtverwaltung in Teplá macht der Virus nicht halt. Vor kurzem verstarb ein Mitarbeiter aus der Bauhofabteilung im Alter von 60 Jahren und in der Verwaltung hatten alle Mitarbeiter Corona. Nur drei Personen blieben verschont, darunter Bürgermeister Karel Hermann. Wie Vita Cervenka berichtet, wagt er noch nicht einmal seine Eltern im Nachbarhaus zu besuchen, man unterhält sich von Fenster zu Fenster. Er sagt sogar: „Wir sind im Krieg mit dem Virus“. In der Seniorenresidenz in Teplá sind die Zahlen weniger niederschmetternd, von 100 Bewohner ist eine Person infiziert. Impfungen haben bisher die über 80-jährigen erhalten. Auch in Tschechien gehen die Impfungen nur langsam voran. Geimpft wird bei Hausärzten und in Impfzentren. Die Angst und die Bedrohung vor dem Virus, der auch vor einem Ort mit ländlichem Charakter wie Teplá kein Halten kennt, werden in der Konferenz sehr deutlich.

Wie in Deutschland sind die Restaurants geschlossen und bieten Abholservice für Speisen an.  Die tschechische Regierung bietet den durch den Lockdown bedrohten Berufszweigen, anders als in Deutschland, eine feststehende Unterstützungssumme in Form einer Einmalzahlung an. Der Lockdown besteht in Tschechien seit Anfang Oktober und wurde nur um die Weihnachtstage gelockert. Bürgermeister Karel Hermann teilte mit, dass seine Tochter in dem laufenden Schuljahr gerade einen Monat in der Schule war und seit Monaten im Distanzunterricht zuhause ist.

Nach Wintertemperaturen von minus 27 Grad atmet man nun bei milderen Temperaturen von plus 13 und 14 Grad auch in Teplá auf und hofft ab Ende März auf Erleichterungen. Ob es für die Bevölkerung Erleichterungen geben kann, ist offen, denn die Mutationen des Virus sind auch in Tschechien auf dem Vormarsch.

Beide Seiten hoffen, dass die Impfungen voranschreiten und ein Wiedersehen in absehbarer Zeit möglich ist.